Schon seit der Gründerzeit zog es die Blankenburger Bürgerschaft über die Gemeinde auf die darüberliegenden Anhöhen. Man begegnete sich zum Austausch, beobachte an der Sternwarte den Nachthimmel oder traf sich am Waldesdom, wo seit 1932 eine für Friseurmeister Franz Adrian errichtete Bank zum Verweilen einlädt. Adrian war Wegewart im Thüringerwald-Verein. Diesem Verein gehörten damals viele Bürger an, der es sich neben dem Erhalt der Wanderwege zur Aufgabe machte, die Aussichtspunkte mit Hütten und Bänken aufzuwerten. So stand auch auf der Klinge ein Pavillon des hiesigen Vereins. Der Weg über die Klinge freute sich seit jeher großer Beliebtheit, war er neben der schönen Aussicht einer der kürzesten von Böhlscheiben in die Stadt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es ruhig um diese Gegend. Aussichtspunkte wuchsen zu, deren Hütten verfielen und so geriet vieles in Vergessenheit. Erhalten blieb der Klingenweg, der jedoch zusehends durch immer dichter werdenden Wald führte.

Dies änderte sich schlagartig 2018. An einem Septembertag tobte ein kurzer heftiger Sturm, der sämtliche Bäume im Umfeld der Klinge niederlegte und so die Aussicht wieder freigab. Doch zu ihr zu gelangen gestaltete sich schwierig, da der Weg durch die umgefallenen Bäume nicht begehbar war. Die darauffolgenden Beräumungen zerstörten durch den Einsatz schwerer Technik letztendlich auch den Klingenweg.

Der Bad Blankenburger Chirurg Dr. Klaus-Peter Merboth, dessen Vorfahren ihr Wissen und Können als Steinmetze bereits in den Thüringerwald-Verein mit einbrachten, sah in den jüngsten Ereignissen die Chance als auch die Verpflichtung gegenüber der Tradition, den ursprünglichen Zustand der Klingenaussicht wiederherzustellen. Er gründete mit 3 Mitstreitern die private Initiative der Klinge-Freunde. Unbemerkt von der Öffentlichkeit legten sie den Klingenweg neu an. Dabei kamen auch alte Schieferstufen zum Vorschein, die ihre ursprüngliche Funktion nun wiedererlangten. Auch der an diesem Weg befindliche Beulwitzfelsen, ein bereits Ende der 1820er Jahre für den Rudolstädter Kanzler Friedrich Wilhelm Ludwig von Beulwitz erschaffenes Denkmal [1], befreite man in diesem Zusammenhang von Geäst und Moos. Kleine Sitzgruppen am Fuße des Felsens sowie ein Steintisch verschönern jetzt als Rastplatz dort den Aufenthalt. Eine am Felsen vom Steinmetz Klaus Merboth im Jahr 2009 bereits wieder angebrachte Schrift, bekam in diesem Zusammenhang eine Erneuerung.

Doch beim Wegebau belief es sich nicht. Ziel war es von Anbeginn, dass die Klingenaussicht auch ihren Pavillon zurückerhielt. Für dieses Vorhaben begann ein langwieriges Genehmigungsverfahren. Grund war, dass das Gebiet als ein besonderes Naturschutzgebiet (FFH-Gebiet) ausgewiesen ist und Bebauungen so gut wie ausgeschlossen sind. Ein Vor-Ort-Termin mit allen Verantwortlichen im November 2021 brachte schließlich den Erfolg und im Juni 2022 lag die Genehmigung für den Bau der Schutzhütte durch die Obere Naturschutzbehörde vor. [2]

Vorbild für die Errichtung war die historische Hütte des Thüringerwald-Vereins. Dank Spenden aus der Bevölkerung und Fördermitteln konnte im August 2023 mit Hilfe von regionalen Handwerksbetrieben mit dem Wiederaufbau des Pavillons begonnen werden.

Im Oktober 2023 war es geschafft und die Arbeiten kamen zum Abschluss. Am 12.11.2023 zog es dann wie einst die Bad Blankenburger Bürger über die Gemeinde zur Klinge hoch. Alle Unterstützer und beteiligten Helfer waren geladen, um den Klinge-Pavillon feierlich einzuweihen und ihn an die Öffentlichkeit zu übergeben.

Autor: Matthias Pihan, November 2023; erschienen im Greifenstein-Bote Nr. 72