Rede des Bürgermeisters zum Neujahrsempfang des Städtedreiecks am 11.01.2019
Wünsche an das neue Jahr

Sehr verehrte Gäste, sehr geehrter Herr Röhler, liebe Freunde und Einwohner im deutlich vergrößerten Städtedreieck,

erstmalig in der Funktion als Bürgermeister Wünsche an das neue Jahr zu richten, dies hat mich und ich mag hoffentlich nicht der einzige sein, die ein oder andere schlaflose Nacht gekostet.
Als Wunsch steht privat gesehen die Gesundheit der Familie, die eigene oder der meiner neuen Kollegen und Kolleginnen, die in unseren Gemeinden und Rathäusern agieren, ganz oben an.
Zudem die eigenen Kinder aufwachsen zu sehen; wie sie durch Kindergarten und Schule Stationen ihres Lebens durchlaufen – und, da mag ich ganz sicher nicht allein stehen – langsam zu Jugendlichen werden, die mit ihrer eigenen Sicht auf die Dinge uns dann wohl ebenfalls um die ein oder andere Nacht bringen werden, was aber zum Familiensein immer dazugehört.
Wir kennen selbst die Prozesse, bis zu dem Punkt, an dem ein jeder heute hier ist. Jeder hat seine eigene Geschichte, und was bei unserem Ehrengast Thomas Röhler in einem Olympiasieg gipfelte, ist beim anderen vielleicht der einfache Wunsch, mehr Sport zu treiben oder tanzen zu lernen und was diese beiden Wünsche betrifft, da spreche ich leider nicht von mir.

Ein Wunsch an das neue Jahr und für unser Städtedreieck ist also ehrlich mit sich zu bleiben, seinen Stärken auch zu vertrauen.
Mit Blick auf unseren Ehrengast und Festredner– Olympiasieger Thomas Röhler – Jede Zeit hat seine Helden. Jeder Held hat seine Wurzeln. Thomas Röhlers Großeltern haben in Bad Blankenburg zum Beispiel noch einen Garten. Zurück an der Basis für einen Tag und ich hoffe, Herr Röhler wird nach dem Neujahrsempfang zurück in seiner Heimat von einem Bad Blankenburg, einem Städtedreieck erzählen, das gewachsen ist.
Auch wir hier spüren es: Menschen, die ihre Wurzeln in der Mitte Thüringens bei uns haben, ziehen für Studium und Arbeit weg. Nicht selten im festen Glauben, eines Tages klar, zurückzukommen. Mit dem Wunsch, die Wurzeln zu erneuern, die einem die Kindheit, die Schulzeit, das Erwachsenwerden so vertraut gemacht haben. Eines Tages, ja, vielleicht. Mit Messen, wie der Inkontakt oder der am 12. Januar in Saalfeld angebotenen Rückkehrermesse bieten wir dem Vielleicht Möglichkeiten entgegen, die mit etwas Mut wieder an die Basis in die Mitte hierher zurückführen.
Im Städtedreieck haben wir die Arbeitsplätze, wir haben die Industrie, ein wachsendes Feld an Möglichkeiten, seine Freizeit zu gestalten, allein, schaut man sich einmal neu in den Ortschaften oder in Saalfeld, in den Feengrotten um. Es bewegt sich was, wenn auch an manchen Stellen langsamer, so ist die Bewegung doch das unabdingbare in einem Städtedreieck wie dem unseren mit seinen Stärken und Schwächen.
Natürlich stehe ich heute hier nicht um Ihnen ein Paradies zu erklären, wo es noch derart viel an Veränderung bedarf: Logistische Herausforderungen, das Ringen der Firmen um Mitarbeiter, lange Wartezeiten bei unseren Handwerkern, all das trifft und betrifft uns.

Es fehlt an Nachwuchs, obwohl die Perspektiven da sind. Diese jetzt, heute sichtbar zu machen für unsere Rückkehrer, Daheim- und neugierig gebliebenen, ist Wunsch und Aufgabe zugleich, auch von mir persönlich als Ihr Bürgermeister der lebenswerten Stadt Bad Blankenburg.
Perspektiven, die vorhanden sind, sichtbar machen – wie verhält sich das aber, wird die Bewerbung zur Landesgartenschau abgelehnt? Auch damit muss man umgehen und mag es am Ende nicht gereicht haben, so wünsche ich mir, die Vertreter der Landesregierung fördern und unterstützen daraus Projekte, in denen genau das Potential steckt, um Menschen überall zu erreichen: Projekte, die einen zweiten Blick erlauben. Hinzusehen und zu sagen, sieh, das Schöne liegt so nah, wusste nicht nur Goethe auszudrücken, als er in Paulinzella, Döschnitz und Rudolstadt unterwegs war. Wir haben das Schöne, wir haben die Perspektiven und warum nicht auch aus dem Potential schöpfen, das sich uns hier und nicht woanders bietet?!
Ein Wunsch an das neue Jahr und für unser Städtedreieck ist also sichtbar zu bleiben, ins Gespräch zu kommen und Mut zu machen.
Mut bedarf es auch bei Veränderungen, die sich in unserer Welt fast täglich abwechseln und die wir mal mehr, mal weniger gelassen hinzunehmen bereit sind. Ganz aktuell steht das Städtedreieck mit seinen Eingemeindungen, der Gebietsreform vor großen Veränderungen. Sie können Hoffnungen schüren, sie können wehtun, sie können aber auch eins: zusammenbringen. Es ist Zeit für Veränderungen. Zeit, mit ihnen und an ihnen zu wachsen. Auch wir Bad Blankenburger müssen uns darauf einlassen und bewegen, mehr als jemals zuvor. Das hört sich im ersten Moment streng an und tatsächlich ist es so, viele Menschen wollen Veränderung, reden darüber, wie leicht es im Grunde doch möglich sein muss, diese herbeizuführen. Doch dafür selbst etwas tun, möchten die wenigsten. Zu groß ist die Angst, die Veränderungen mit sich bringen. Wie wird der neue Weg sein, den man doch gar nicht kennt? Gibt es Abkürzungen, ist die alte Strecke nicht die bewährteste? Diese Gedanken, die Ängste sind genauso natürlich wie verständlich. Und trotzdem ist es an der Zeit, etwas zu verändern. Ob es ungemütlich wird, wir scheitern, hadern, streiten – wir müssen den Weg gehen. Den Unbekannten. Vor 30 Jahren führte ein solcher Weg 1989 zur politischen Wende. Allein die Aufbruchstimmung war spürbar, niemand wusste damals, wohin er führen würde. Damals, ja. Und heute? „Keine Angst kann mich lähmen“, erklärte einmal die Schriftstellerin Hanna Huch.
Heute sind es keine Stacheldrähte, Mauern oder Soldaten, die uns lähmen. Wir sind es meist selbst.
Dem Entgegenzuwirken reicht manchmal ein kurzer Blick aus dem Fenster, in den Garten, die Kinder spielen zu sehen und lachen zu hören.

Ich kann also tatsächlich am Ende dieser, meiner Rede, zum Neujahrsempfang hier in der Stadthalle Bad Blankenburgs behaupten, zu den glücklichen Menschen zu gehören. Glücklich, da ich in der Fröbelstadt als Sonneberger eine Heimat gefunden habe, die mit jedem noch so kurzen Wegsein immer wieder mit dem richtigen Gefühl nach Hause zu kommen, gewinnt. Der Berg, der einem ans Herz wächst, die Straße, in der Freunde wohnen, der Ort, in dem man zu Hause ist: Unsere Heimat ist lebenswert; liebenswert und ja, an einigen Stellen zeigt sich die Schönheit erst im Verborgenen. Aber sehen wir hin, leben und wachsen wir daran. An den vielen Herausforderungen, die sich uns auch in diesem Jahr wieder definitiv stellen werden. Wachsen wir mit den Eingemeindungen zusammen, kommen wir ins Gespräch und nutzen die Aufbruchstimmung, die spürbar wird.

Bleiben Sie gesund, genießen Sie den Abend und verändern Sie 2019 mit uns gemeinsam Ihr und mein Städtedreieck. Sie müssen kein Held sein – ein Olympiasieger und Europameister ist heute unser Gast – es genügt das Gefühl zu haben, am richtigen Ort in der richtigen Zeit am richtigen Platz zu sein. So lassen sich Dinge verändern: Haben Sie Mut! Nur bedenken Sie – es wird kein Sprint.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit.
14.01.2019
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