Die Stadtmühle
(zusammengestellt von Dieter Klotz nach der Vorlage des Artikels von Karlheinz Schönheid in den „Rudolstädter Heimatheften, 1991)

1411
Erstmals wird „dy mol czu Blankenberg“ im Zusammenhang mit der „fischzeweide in der Rinda“ im Jahre 1411 in den „Zugehörungen zum Schloß Blankenberg“ erwähnt.

1413
In einem Copial ist die Rede „von den Graben bei der unteren Mühle“. (Graben = Teichgraben vor der Stadtmauer.)

1475
Ein Hinweis „bei der Mühlpforte“ deutet auf das Mühltor bei der Stadtmühle hin.
18051805
1569
… ist die Rede von „dem Müller zu Blankenbergk“.

1582
Durch den Bau der Neumühle an der Schwarza im Jahre 1582 bekommt die Stadtmühle Konkurrenz.

1637
Am Abend des 5.4.1637, zwischen 11:00 und 12:00 Uhr, erlebt die Mühle ihr erstes großes Brandunglück. Drei Wochen danach kann, nach der Herstellung der drei Mahlgänge des Mühlwerkes, wieder gemahlen werden.

1742
Brand in der Altstadt. Die Funken fliegen über die Stadtmauer und entzünden die Mühle erneut.

1743
Die Stadtmühle ist wieder aufgebaut. Das „alte“ Mühlengebäude aus dieser Zeit bleibt bis heute erhalten.

1768
Da auch die Stadtmühle unter den Lasten des 7-jährigen Krieges zu leiden hat, erlaubt der Stadtrat den Anbau einer Schneidemühle als zusätzliche Einnahmequelle. Die Inbetriebnahme erfolgt 1769.

1788
Noch vor 1788 mehren sich die Beschwerden über den baulichen Zustand der Mühlengebäude, was die Qualität des Mahlgutes beeinträchtigt. Neben dem Stadtrat und den städtischen Mahlkunden beklagt auch der Braumeister die Qualität des Malzes.
Partie hinter der Stadtmühle Anfang des 20. JahrhundertsPartie hinter der Stadtmühle Anfang des 20. Jahrhunderts
1788
heißen die Besitzer der Mahl- und Schneidemühle J. David Axt und Johann Georg Weise. Der Wert der halben Mühle entspricht 3400 Gulden.

1800
folgen Mstr. Johann Nicol Axt und Mstr. J. Carl Michael Weise als Besitzer.

1824
Zur Mühle gehören mehrere Äcker und Krautland. Seit jeher besitzt die Stadtmühle auch ein Back- und Brauhaus. Die Brechtigung zum Backen und Brauen wird in den Lehnbriefen ausdrücklich bestätigt. Gebraut werden darf wie in allen Mühlen nur zum eigenen Bedarf. Die Nutzung der „Backgerechtigkeit“ ist sehr bescheiden.

1824
ist nachzulesen beim Stadtrat: „Bäckerei schon lange nicht mehr betrieben.“ Als Müllermeister Johann Nicol Axt in dieser Zeit auch eine Lehr- und Wanderzeit sowie das Meisterstück als Bäckermeister nachweisen kann, gestattet ihm der Stadtrat die Bäckerei wieder aufzunehmen und ebenfalls die alte Weis´sche Backgerechtigkeit der Mühle zu übernehmen. Bedingung: Einstellen eines tüchtigen Bäckergesellen.

1828
wird der Antrag auf Anbau einer Ölmühle bei der fürstlichen Regierung gestellt, wogegen die vorhandenen Graupen- und Lohmüller protestieren.
um 1919 - Inhaber Reinhold Wedermannum 1919 - Inhaber Reinhold Wedermann
1831
erhält Carl Weise auf den Antrag von 1828 hin die Konzession zum Betreiben einer Ölmühle.

1844
wird der Mühlzwang abgeschafft.

1846
bemerkt der Amtmann Berthold Sigismund: „Die Stadtmühle ist gewiss in schlechtestem Zustand unter allen Mühlen des Landes.“

1854
erwerben nach C. Weise der Müllermeister Johann Heinrich Henkel und seine Ehefrau aus Birkenheide die halbe Mühle für 6000 Gulden.

1861
erwirbt H. Henkel auch die andere Hälfte und besitzt damit die gesamte Mühle. Dafür übernimmt er auch die Realkosten von 1592 Talern mit.

1901
gründet man eine Zwangsinnung des Mühlenhandwerkes. (28 Müller stimmten zu, im Jahre 1901 gibt es auf dem Gebiet des ehem. Kreises Rudolstadt 31 Getreidemüller.)
Blick von der Griesbachstraße 1965 - Bildautor: Dieter KlotzBlick von der Griesbachstraße 1965
1902
wird am 1. März die Müllerinnung wirksam. Am selben Tag erfolgt die Ernennung des Müllermeisters Otto Henkel zum Obermeister. Er besitzt nach Heinrich Henkel die Mühle bis 1910.

1910
erfolgt der Verkauf der Mühle an Reinhold Wedermann (s. Fotos). Neben dem Mühlenbetrieb mit Bäckerei wird noch Mehl, Getreide, Futtermittel etc. verkauft.

1929
erwirbt der Müllermeister Otto Lange die gesamte Mühle und betreibt einen Mühlenbetrieb mit Bäckerei.

1934
geht die gesamte Mahlmühle mit all ihren Gebäuden an den aus Weida stammenden Müllermeister Herbert Schott. Bis heute bleibt sie so in Familienbesitz.

1935
wird eine wirtschaftliche Ossberger Turbine eingebaut und ersetzt die Francistur Turbine, die seit 1904 ihre Dienste leistete.

1953
versucht die Stadt Herbert Schott die Mühle mittels falscher Anschuldigungen wegzunehmen, worauf dieser den Freitod wählt. Für eine kurze Zeit müssen seine Frau und Tochter Helga die Stadtmühle verlassen. Der Familienbetrieb wird einige Monate in Treuhand weitergeführt, indem man staatlicherseits einen Müllermeister einsetzt. Der Konsum übernimmt die Bäckerei. Ab August 1953 (bis 1961) durfte Frau Schott den Mühlenbetrieb samt Bäckerei weiterführen.

1961
übernimmt Müllermeister Siegfried Bielert am 1. Oktober mit seiner Ehefrau Helga (Tochter der Schotts) das Anwesen.
19931993
1972
endet die Nutzung der Turbine zum Betreiben des Mühlwerkes. Es wird auf Elektroenergie umgestellt.

1976
tritt Müllermeister Bielert das uralte Wasserrecht der Stadtmühle ab. Es folgt die schrittweise Verfüllung der Mühllache ab etwa 1975. Ebenso schließt man den „alten“ Laden (Ecke Griesbachstraße).

1990
beginnen nach der Wende bis 1993 Modernisierungsarbeiten. Dabei entsteht 1990 der erste neue Mühlen-Bäckerei-Laden (Friedrich-Ebert-Straße), also links neben dem heutigen Bäckerei-Laden.

1992
wird der Mühlenbetrieb eingestellt.

1993
wird im Mai der heutige Mühlen-Bäckerei-Laden eröffnet und der Vorgänger-Laden geschlossen. Gleichzeitig wird der Neubau der Stadtmühlenbäckerei fertiggestellt.

1993
feiert man auch das 250-jährige Jubiläum des im Jahre 1743 nach Brand (1742) wieder aufgebauten historischen Stadtmühlenteiles.

1996
verstirbt am 24. Juni nach langer Krankheit Müllermeister Siegfried Bielert. Die Leitung des Geschäftes übernehmen seine zwei Söhne. Der größte Wunsch der Mühlenbäckereibesitzer bleibt immer auch die möglichst originalgetreue (u. a. Entfernung der Rampe) Wiederherstellung des alten historischen Mühlengebäudes im Rahmen des Denkmalschutzes als Fachwerkbau mit vorhandener Mühlentechnik.

2009
beginnen umfassende Rekonstruktionsmaßnahmen. Das gesamte historische Mühlengebäude ist mit einer Plane geschützt.
Die Stadtmühle zum Mühlentag am 13.06.2011. - Bildautor: Matthias Pihan, 13.06.2011Die Stadtmühle zum Mühlentag am 13.06.2011.
2010
wird bis zum Juni das Fachwerk am historischen Mühlengebäude wieder freigelegt. Der Einbau der Fenster erfolgt schrittweise ab Juli 2010. Im Oktober/September beginnt man mit der Modernisierung des Stadtmühlenladens. Man errichtet einen kleinen Anbau. Der neue Laden mit „Mini-Cafe“ wird am 11.10.2010 eröffnet.

2011
Bis zur Einweihung bzw. Eröffnung des Stadtmühlendenkmals am 13.06.2011 laufen die letzten Vorbereitungsarbeiten.

Quellen:
1) Rudolstädter Heimathefte 3/4 1991 „Die Blankenburger Stadtmühle“ von Karlheinz Schönheid
2) Stadtarchiv Bad Blankenburg
3) Angaben zur Stadtmühle von Müllermeisterin Frau Helga Bielert
4) Archiv Dieter Klotz, auch Repros + Fotos
Anmerkung: Die hier angegebenen historischen Höhepunkte sind ein Auszug von Quelle Nr. 1.
URL dieser Seite: www.bad-blankenburg.de?eid=119