Wie Blankenburg zum ”Bad” wurde
Städtisches Badehaus zur Zeit Friedrich FröbelsStädtisches Badehaus zur Zeit Friedrich Fröbels
Im Mittelalter war Blankenburg ein typisches Städtchen mit Ackerbau, Weinbau und Erzbergbau. Diese Erwerbszweige verloren jedoch nach und nach an Bedeutung und wurden später durch andere, wie z. B. den Kur- und Badebetrieb ersetzt. Großen Anteil an der Entwicklung Blankenburgs zum Kurort hatten die Sigismunds. Florenz Friedrich Sigismund war Justizamtmann in Blankenburg und hinterließ eine Sammlung von Archivstudien zur Geschichte Blankenburgs. Der Arzt Berthold August Richard Sigismund wollte die Möglichkeiten der Natur zur Bekämpfung von Krankheiten und zur Stabilisierung der Gesundheit nutzen.

Er machte, unterstützt durch Friedrich Fröbel und weiteren Persönlichkeiten der Stadt, den Vorschlag eine Kaltwasserheilanstalt zu errichten. Sie wurde 1840 auf der Erdzunge zwischen Lache und Schwarza im heutigen Kurpark in Betrieb genommen.
Sanatorium „Villa Emilia“ um 1895Sanatorium „Villa Emilia“ um 1895
Im Jahre 1869 suchte der Medizinalrat Julius Schwabe einen landschaftlich und klimatisch besonders schönen Ort in Thüringen, um eine Privatheilanstalt “für Menschen mit angegriffenen Nerven, deren Geist aber klar war.“ Am Eingang des Schwarzatals fand er den idealen Ort. Das Sanatorium „Villa Emilia“ entstand.

Als sich die wirtschaftliche Lage des Unternehmens verschlechterte, übernahm 1898 der Sanitätsrat Dr. Warda das Sanatorium. Es entstanden mehrere Anbauten.

1903 gründeten Dr. Karl Schulze und Dr. Wiedeburg das Sanatorium „Schwarzeck“.

1910 eröffnete jedoch Dr. Schulze aufgrund persönlicher Differenzen mit Dr. Wiedeburg das Sanatorium „Goldberg“.

Durch die Sanatorien hatte sich Blankenburg in den folgenden Jahren auf allen Gebieten weiter entwickelt. Im Januar 1910 machte Dr. Wiedeburg den Stadtrat von Blankenburg darauf aufmerksam, dass trotz fortschreitender Entwicklung es doch eine Reihe wirtschaftlicher Schädigungen für Betriebe und Einwohner gab. Obwohl Blankenburg als Kurort bekannt war, verwechselten die Leute, aber auch Bahn und Post immer noch Blankenburg mit Blankenburg am Harz.
Sanatorium ”Schwarzeck” um 1905
Sanatorium ”Schwarzeck” um 1905
Sanatorium ”Am Goldberg” um 1910
Sanatorium ”Am Goldberg” um 1910
Dr. Wiedeburg führte für diesen Irrtum folgende Beispiele aus seiner Praxis an:
„Ein Patient, der auf der Bahn behufs Besuches meines Sanatoriums eine Fahrkarte nach Blankenburg – Schwarzatal verlangt, aber eine solche nach Blankenburg am Harz erhält, landet auch an letzteren Orte, hört, daß dort auch Sanatorien sind, scheut die umständliche Weiterfahrt und bleibt dort.“

„Zum anderen – eine von mir angeworbene Köchin kommt auf dieselbe Weise nach Blankenburg am Harz, hat sich mit dem Gelde verausgabt, so daß ich ihr telegrafisch das Reisegeld von dort nach hier schicken muß.“

Er machte deshalb den Vorschlag „Blankenburg im Schwarzatal“ in „Bad Blankenburg (Thüringerwald)“ oder „Blankenburg unterm Wald“ umzubenennen. Er begründete den Vorschlag „Bad“ damit, dass „in den Sanatorien eine Unmenge von Bädern, wie Solbäder, Radiumbäder, Kräuterbäder, Lichtbäder, Wellenbäder, Dampfbäder usw. jahraus jahrein verabfolgt werden.“

Diesem Vorschlag schlossen sich viele Geschäftsleute, wie z.B. C. Vollrath & Sohn, Prof. Dr. Schmiedeknecht, E. Biebler, Dr. Franke, F. Petersilge jun. , an.

Im März 1910 wurde der Antrag zur Änderung des Ortsnamens an das Fürstliche Landratsamt weitergeleitet. Das Fürstliche Landratsamt holte bei der Kaiserlichen Ober-Postdirektion und bei der Königlichen Eisenbahndirektion das Einverständnis zur Umbenennung Blankenburgs in Bad Blankenburg (Thüringerwald) ein. Im August 1911 stimmten die beiden Direktionen dem Namen zu. Am 2. Oktober 1911 teilte das Fürstliche Ministerium Abteilung des Inneren dem Stadtrat mit, dass die Stadt Blankenburg „mit Höchster Genehmigung seiner Durchlaucht des Fürsten die amtliche Bezeichnung Bad Blankenburg, Thüringerw. erhält.“
Artikel der Schwarzatal-Zeitung vom 06.10.1911Artikel der Schwarzatal-Zeitung vom 06.10.1911
Am Freitag, den 6.Oktober 1911 konnte man in der Schwarzatal-Zeitung folgendes lesen:

„ Das Fürstliche Ministerium in Rudolstadt macht soeben folgendes bekannt:

Mit Höchster Genehmigung Seiner Durchlaucht des Fürsten hat die Stadt Blankenburg die amtliche Bezeichnung „Bad Blankenburg, Thüringerw.“ erhalten. Diese Bestimmung wird hier allseitig mit großer Freude begrüßt, denn die amtliche Bezeichnung Bad Blankenburg ist für unsere Stadt als Kurort von großer Bedeutung, während der Zusatz „ Thüringerwald“ anstatt des bisherigen „Schwarzatal“ und „ Thüringen“ den fortgesetzten unliebsamen Verwechslungen mit Blankenburg a. H. ein für allemal ein Ende macht, indem Bahn und Post sich ebenfalls hiernach zu richten haben. An der Geschäftswelt liegt es nun aber auch, diese neue amtliche Bezeichnung unserer Stadt auf allen ihren Geschäftspapieren baldigst einheitlich einzuführen.“

Leider ist von dem damaligen Glanz der Sanatorien und Bäder nicht mehr viel zu spüren. Das ehemalige Sanatorium „Schwarzeck“ ist dem Verfall preisgegeben, die Villa „Emilia“ versucht man wieder zu restaurieren. Nur das Sanatorium „Goldberg“ wird heute als Hotel betrieben.
Verfasst von Felix Mattauch im Rahmen einer Projektarbeit der 10. Klasse an der Regelschule "Geschwister Scholl" im Jahre 2011
Literaturverzeichnis

Dieter Krause
Wie Blankenburg zum „Bad“ wurde in Rudolstädter Heimathefte 1991: Heft 3/4 (S.53), Heft 11/12 (S.257), 1992: Heft 5/6 (S.131)

Georg Biedermann
Dr. med. Berthold Sigismund und die Entstehung der Kaltwasserheilanstalt in Blankenburg in Rudolstädter Heimathefte 1996: Heft 9 (S.231)

Schwarzatalzeitung vom 6. Oktober 1911 unter Lokales

Schwarzatalzeitung vom 25. Januar 1910 unter Thüringen und Nachbarstaaten

Informationsblatt der Fürstlichen Landratsamt vom 4. Mai 1910 im Thüringer Staatsarchiv Rudolstadt, Ministerium Rudolstadt, II. Abteilung ( Inneres) Nr.262

Schwarzatalzeitung 1931


Fotos

Privatsammlung von Herrn Dieter Klotz
Anmerkung des aufmerksamen Lesers Dirk Jackisch, der sich mit der Familie Schwabe beschäftigt:

"Schwabe kaufte das Grundstück 1867. Das geht aus dem Bericht der Toni Schwabe hervor. Eröffnet wurde das Sanatorium im Juni 1870. Nach dem Tod Schwabes führte sein Schwiegersohn Dr. Bindseil das Sanatorium weiter."
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