Der Villenweg am Goldberg
Bevor man am Goldberg die ersten Villen baute, gab es bereits einen Weg, der von der Stadt zum Schwarzatal führte. Er zweigte vom Weg zur Lehmgrube (heute Griesbachstraße) hinter dem alten Friedhof ab und schlängelte sich entlang des Goldberghangs zum Chrysopras. Um 1800 wurde die Fahrstraße nach Schwarzburg parallel zur Schwarza gebaut. Etwas erhöht, so dass die Schwarza bei Hochwasser diese Straße nicht überfluten konnte. Zwischen diesen Wegen gab es noch einen Mittelweg. Dieser wurde auch so genannt und befand sich auf Bodenniveau bogenförmig verlaufend zwischen den damals vorhandenen Feldern.
Ansicht der ersten Villen am Goldberg um 1900. Vor diesen Villen der Villenweg. In der Mitte die 1893 angelegte Georgstraße. Rechts unten das Sanatorium „Villa Emilia“ an der Schwarzburger Straße. - Bildautor: Paul Toennies
Ansicht der ersten Villen am Goldberg um 1900. Vor diesen Villen der Villenweg. In der Mitte die 1893 angelegte Georgstraße. Rechts unten das Sanatorium „Villa Emilia“ an der Schwarzburger Straße.
1868 ließ Carl Friedrich Bernhardt die erste Villa, im Volksmund die Gespenstervilla, an dem Weg am Goldberg bauen. In den folgenden Jahren kamen nach und nach weitere Villen hinzu, die alle oberhalb von dem Weg am Hang gebaut wurden. Die Flächen unterhalb von diesem nun Villenweg genannten Weg waren Schwemmgebiet der Schwarza und für eine Bebauung noch nicht geeignet. 1893 legte man, auch leicht erhöht, die Georgstraße *ᵃ⁾ an. Diese gerade Straße schnitt den Mittelweg, der vorerst noch erhalten blieb. Mit Bodenauffüllung der Flächen zwischen den erhöhten Wegen und Straßen konnten nun diese auch bebaut werden. Der alte Mittelweg, der zum Teil noch über diese Flächen führte, verschwand zusehends.

Eine erste Änderung in der Führung des Villenweges erfolgte in den 1890er durch den Bau der Eisenbahnstrecke. Der Wegabschnitt hinter dem Friedhof, der nach dem dort früher liegenden Edelhof Edelsteig *¹⁾ genannt wird, musste dem Gleiskörper weichen und wurde über den Hügel verlegt. Nun nummerierte man die Villen entlang des Weges auch und der Weg bekam die Straßenbezeichnung „Am Goldberg“. Die Nummern 1 bis 3 über dem Edelsteig waren Gartenhäuser. Nummer 4 und 5 zwei Landhäuser, wobei die Nummer 5 die Bernhardtsvilla ist. Nummer 6 und 7 hielt man für Bebauungen offen. Ab Nummer 8 folgten dann die Häuser von der Villa „Maria“ bis zur Villa Schramm, die spätere Kirchbachvilla.
Wie aus dieser Grunderwerbskarte, die für die Planungen zum Bau der Eisenbahnlinie im Jahr 1890 gefertigt wurde, zu entnehmen ist, verlief der Weg zur Lehmgrube einst über das Terrain des späteren Friedhofs. Mit dem Bahnbau verlegte man nicht nur den Villenweg über den Edelsteig, sondern schuf zwischen der Rinnebrücke und dem Bahnübergang einen Geländeeinschnitt, durch diesen nun der Weg zur Lehmgrube führte. Der Friedhof, der 1890 sich in seiner Größe noch auf die untere östliche Ecke beschränkte, war vom Bahnbau nicht betroffen und dehnte sich erst in der Folgezeit bis zum neuen Weg und zur Bahnlinie aus.
Wie aus dieser Grunderwerbskarte, die für die Planungen zum Bau der Eisenbahnlinie im Jahr 1890 gefertigt wurde, zu entnehmen ist, verlief der Weg zur Lehmgrube einst über das Terrain des späteren Friedhofs. Mit dem Bahnbau verlegte man nicht nur den Villenweg über den Edelsteig, sondern schuf zwischen der Rinnebrücke und dem Bahnübergang einen Geländeeinschnitt, durch diesen nun der Weg zur Lehmgrube führte. Der Friedhof, der 1890 sich in seiner Größe noch auf die untere östliche Ecke beschränkte, war vom Bahnbau nicht betroffen und dehnte sich erst in der Folgezeit bis zum neuen Weg und zur Bahnlinie aus.
Am Beginn des 20. Jahrhunderts brach ein regelrechter Bauboom im Villenviertel aus. In diese Zeit fiel auch der Bau des Sanatoriums „Am Goldberg“. Für dessen Errichtung im Jahr 1910 wich die Villa Am Goldberg 9, die zuletzt Eigentum der Witwe des Patentanwaltes Schmidt war. Die nebenstehende Villa „Maria“, die der Arzt Dr. Karl Schulze bereits privat bewohnte, wurde in dem neuentstandenen Komplex mit einbezogen. Des Weiteren gehörte zum Sanatorium ein großer Park, der bis zur Georgstraße reichte. *²⁾ Ein weiterer Neubau entlang des Villenweges war 1906/1907 die Villa des Hofrates Max Richter an der Ecke zur Mathildenstraße *ᵇ⁾.

Der Bebauungsplan des Villenviertels dieser Zeit zeigte ein dichtes Netz an neu zu entstehenden Straßen. So sollte auch die Straße „Am Goldberg“ in ihrer Führung geändert werden. Im Jahr 1907 ließ der Prokurist Arno Möckel seine Villa gleich hinter der Eisenbahnunterführung der Georgstraße errichten. Dieses als „Zum Roten Dachl“ bekannte Haus bekam vorerst die Nummer „Am Goldberg 5a“. Nun war geplant von hier aus die Straßenführung so anzupassen, dass eine Straße direkt von der Georgstraße über das Gelände des heutigen Hortspielplatzes zum Goldberg führen sollte. Die Umsetzung kam jedoch nicht über die Planungsphase hinaus. Lediglich der Weg vor der Villa Möckel wurde zur Straße ausgebaut. Weiter ist noch auffällig, dass wenn man den Weg von der Katholischen Kirche zur Bernhardtsvilla geht, an der Rückseite des Grundstücks Georgstraße 15 zum Goldberg hin, die Grundstücksmauer sich von der Mauer des gegenüberliegenden Grundstücks hinwegbewegt. Hier bedachte man bereits beim Bau der Mauer die geplante Straßenführung. Interessant ist auch, dass an dieser Stelle eine verlängerte Fröbelstraße auf die Straße „Am Goldberg“ treffen sollte. Der Erste Weltkrieg stoppte die Ausführung der Pläne und auch vorerst die weitere Entwicklung im Villenviertel.
Plan für die Gestaltung des Platzes vor der Villa Möckel basierend auf den Bebauungsplan der Stadt (Bad) Blankenburg Anfang des 20. Jahrhunderts
Plan für die Gestaltung des Platzes vor der Villa Möckel basierend auf den Bebauungsplan der Stadt (Bad) Blankenburg Anfang des 20. Jahrhunderts
Stelle am Goetheweg, an der die Straße von der Villa Möckel auf den Villenweg treffen sollte.
Stelle am Goetheweg, an der die Straße von der Villa Möckel auf den Villenweg treffen sollte.
Ende der 1920er Jahre teilte man die Straße „Am Goldberg“. Den Edelsteig, der zunehmend bebaut wurde, trennte man von der Straße „Am Goldberg“ ab und dieser bekam nun auch als Straßenname die Bezeichnung „Edelsteig“. Die Nummerierung begann nun entgegengesetzt an der Bernhardsvilla. Aus „Am Goldberg 5“ wurde „Edelsteig 1“, aus „Am Goldberg 4“ „Edelsteig 2“ und weiter bis zur heutigen Griesbachstraße. *³⁾ Die freigewordene Nummer „Am Goldberg 1“ bekam dem ursprünglichen Bebauungsplan folgend die Villa Möckel. Die Nummern 2 bis 7 hielt man offen. Die weitere Nummerierung ab der Nummer 8 der Straße „Am Goldberg“ blieb bestehen.
Das Silentarium während der Zeit als Kindergarten. - Bildautor: Dieter KlotzDas Silentarium während der Zeit als Kindergarten.
Größere Änderungen am Villenweg gab es dann bis in die 1930er Jahre keine. Lediglich ein Lebensabendheim, das der Leipziger Verein „Silentarium“ 1936 errichtete und das nach diesem auch so benannt wurde, ergänzte das Bild am Villenweg. Durch dieses, und dass man ein Haus an der Harmsstraße *ᶜ⁾ der Straße „Am Goldberg“ zuordnete, gab es noch eine Änderung der Hausnummern bei 2 Villen.

Nach dem 2. Weltkrieg kam es im Villenviertel zu einer Reihe von Umbenennungen von Straßennamen. Nachdem die Mathildenstraße in Heinrich-Heine-Straße und die Harmsstraße in Uhlandstraße umbenannt wurde, folgte mit der Bebauung der Schillerstraße, die bis dahin ein namenloser Weg war, deren Benennung und die Straße „Am Goldberg“ nannte sich nun Goetheweg. Weitere Umbenennungen waren der Edelsteig in Puschkinweg und die Georgstraße in Thälmannstraße. Diese beiden Straßen bekamen aber nach Ende der DDR-Zeit 1990 ihre ursprünglichen Namen zurück. Markantester Neubau in dieser Zeit war die Katholische Kirche, die an den Goetheweg grenzt. In das „Silentarium“ zog ein Kindergarten und das Fröbelmuseum *⁴⁾ ein. Aus der Villa Ernsting wurde ein Pionierhaus. Und in das Sanatorium „Am Goldberg“ richtete die Wismut *⁵⁾ nach kurzer Nutzung als Krankenhaus ein Betriebsferienheim ein.
In den 1970er Jahren baute man für die Urlauber des FDGB Ferienheimes „Magnus Poser“ *⁶⁾ ein Bettenhaus. Dafür wurde der hintere Teil des Villenweges durchtrennt. Dieser Teil des alten Villenweges war ein besonders schöner mit einer Bank in einer Grotte aus alten Tonrohren, die man „Röhrenbank“ nannte. Auch ein kleiner Steinbruch befand sich hier. In Folge dessen endete der Villenweg bereits am Kindergarten. Das letzte kleine Stück mit der Kirchbachvilla ordnete man der zu dieser Zeit so benannten Thälmannstraße zu.
Der Villenweg an der Röhrenbank um 1900. - Bildautor: Paul Toennies
Der Villenweg an der Röhrenbank um 1900.
Die politische Wende 1989 brachte nur wenige Änderungen am Villenweg mit sich, meist Besitzerwechsel der Häuser. Der Kindergarten, bis 1997 noch als solcher genutzt, und das Pionierhaus gingen in Privatbesitz über. Das Bettenhaus baute man zu einer Klinik um. Villen wurden modernisiert. Dies blieb bis in die 2010er Jahre so. Erst im Jahr 2017 tat sich wieder etwas am alten Villenweg. Mit dem Neubau eines Hauses am Hang neben dem ehemaligen Doktorhaus Schulze schloss man eine über 120-jährigen Baulücke. Und erstmals seit Bestehen des Weges am Goldberg gibt es nun ein Haus mit der Nummer 7.
Straßenbezeichnungen:

*ᵃ⁾ Georgstraße – Angelegt und benannt nach Fürst Georg Albert von Schwarzburg-Rudolstadt (1838-1890). Nachdem dieser 1890 verstarb, entschloss sich die Stadt Blankenburg ihm eine Straße und ein Denkmal zu widmen. Die Straße wurde 1893 angelegt. Das Denkmal folgte 1897. Der Platz um das Denkmal herum war der Georgsplatz, der als eigenständige Straßenbezeichnung bis Ende der 1920er Jahre bestand.

*ᵇ⁾ Mathildenstraße – Benannt nach Prinzessin Mathilde von Schönburg-Waldenburg (1826-1914), Mutter des letzten Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt, Fürst Günther Victor (1852-1925).

*ᶜ⁾ Harmsstraße – Benannt nach Oskar Harms, Kaufmann in Breslau, seine Villa war die Villa Goetheweg 10. Die Straße, die vormals bereits als Weg existierte, wurde in den 1920er Jahren angelegt und ab dieser Zeit bebaut. Nach 1945 erfolgte die Umbenennung in Uhlandstraße.
Die Informationen zu den Villen und Häusern werden in der Auflistung der hinterlegten PDF erklärt.

Folgende Auflistung: Erste Spalte ist der eingetragene Buchstabe auf der Karte. Neben der Erstanschrift und der Anschrift heute wurde als Zwischenjahr noch das Jahr 1936 gewählt. Die Häuser unter A (Edelsteig) sind jahresmäßig feiner aufgegliedert, da die Nummerierung sich dort mehrmals änderte.
Anmerkungen:

*¹⁾ Der Edelsteig wurde nach dem Edelhof „Magdeburger Hof“, der bis in das 18. Jahrhundert bestand, benannt. In den Flurkarten gibt es zwei Einträge zur Lage von diesem. Wo heute sich die Gärtnerei Pfotenhauer befindet, steht in der zu diesem Beitrag abgebildeten Grunderwerbskarte von 1890 die Flurbezeichnung „Edelhof“. Im Bereich der Grundschule die Bezeichnung „Am Magdeburger Hof“. Letztere findet man an dieser Stelle auch in aktuellen Flurkarten noch.

*²⁾ Greifenstein-Bote Nr.21, 100 Jahre Sanatorium „Am Goldberg“

*³⁾ Das Haus Edelsteig 7 war das 1928 gebaute Haus der Dichterin Toni Schwabe. (s.a. Greifenstein-Bote Nr. 49). Mit dem Edelsteig als eigenständige Straßenbezeichnung bekam auch zeitgleich der Bernhardtsweg seinen Straßennamen.

*⁴⁾ Ein Kindergarten wurde 1947 im Silentarium eingerichtet. Dieser blieb bis 1997 in diesem Gebäude. Das Fröbelmuseum folgte 1949 und zog 1982 in das Haus über dem Keller an seinem jetzt angestammten Platz. (s.a. Greifenstein-Bote Nr. 8, 25 Jahre Friedrich-Fröbel-Museum).

*⁵⁾ Die Wismut war ein Bergbauunternehmen, das nach dem 2. Weltkrieg Uran förderte. In unserer Region war dies um Dittrichshütte der Fall. Um den Wohnungsbedarf für die Bergarbeiter zu kompensieren, entstand für diese in Bad Blankenburg das Wohngebiet „Siedlung“ (s.a. Greifenstein-Bote Nr. 33, 60 Jahre Siedlung).

*⁶⁾ Das ehemalige Hotel „Chrysopras“, ab 1957 als FDGB-Ferienheim geführt, bekam 1965 den Namen des antifaschistischen Widerstandskämpfer „Magnus Poser“ (s.a. Greifenstein-Bote Nr. 24, „15 Jahre Psychosomatische Fachklinik für Abhängigkeitserkrankungen“ und Greifenstein-Bote Nr. 28, Einstmals beliebte Ausflugsziele - Chrysopras ).


Quellen:

- Einwohnerbücher von 1903, 1906, 1909, 1921, 1925, 1930, 1933, 1936, 1941, 1949
- Stadtarchiv Bad Blankenburg, 2/01-013, K251 Straßenbezeichnungen

Quelle der den Zeichnungen zugrunde liegender Karten und Pläne:
Grunderwerbskarte von 1890 (Zusammensetzung aus 3 Kartenteilen):
Stadtarchiv Bad Blankenburg, K 215, 635 - Akte des Rates der Stadt betr. Grund-Erwerb zur Eisenbahnlinie Arnstadt- Saalfeld

Bebauungsplan Villenviertel (Ausschnitt):
Staatsarchiv Rudolstadt, 5-13-3400, Landratsamt Rudolstadt, 0215 Bebauungsplan Blankenburg



Autor: Matthias Pihan, Februar 2020; erschienen im Greifenstein-Bote Nr. 58
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